Wäre das Rote Kreuz ein Hund, wäre es ein Labrador

Mit Benjamin Tissot-Daguette hat REDOG eine Stimme im Rotkreuzrat. «Eine wichtige Stimme», wie der Neuenburger betont. Mitte 2019 wurde der Vizepräsident der REDOG Regionalgruppe der Kantone Waadt, Neuenburg, Freiburg und Jura in das oberste Führungsorgan des Schweizerischen Roten Kreuzes gewählt. Doch nicht nur er. Auch Fantasio, sein Labrador, nimmt regelmässig teil. 

Interview: Dagmar Wurzbacher
Fotos: Max Strässle / REDOG

 

REDOG Mitglieder gehen selten ohne Hund aus dem Haus. Wie reagierten Ihre Kolleginnen und Kollegen im Rotkreuzrat auf Fantasio?

Benjamin Tissot-Daguette
An der ersten Sitzung fragte ich, ob Fantasio zu den Sitzungen mitkommen könnte. Meine Kolleginnen und Kollegen unterstützten spontan meine Anfrage, wenn auch einige überrascht waren. Die Ruhe und die gute Stimmung von Fantasio überzeugten dann aber schnell. So ist Fantasio Mitglied des Rotkreuzrates geworden.

 

Die ersten Monate sind vorbei. Wie erleben Sie Ihre Arbeit im Rotkreuzrat?

Benjamin Tissot-Daguette
Ein Mandat im Rotkreuzrat bedeutet viel Arbeit, vor allem bei der Vorbereitung der Sitzungen. Im letzten halben Jahr fanden vier Rotkreuzrat-Sitzungen statt, zwei in der Geschäftsstelle an der Rainmattstrasse, zwei in der Geschäftsstelle in Wabern. Die Themen sind sehr unterschiedlich, klarer Fokus liegt aus aktuellem Anlass jedoch auf der Rotkreuz-Strategie 2030.

 

2015. Einsatz in Nepal. Drei Hundeteams suchen nach dem verheerenden Erdbeben nach verschütteten Menschen. Mit dabei Benjamin Tissot-Daguette und Diode, ein Labrador/Retriever Mischling. Der Neuenburger ist gerade einmal 26 Jahre alt.

2019. Wahl in den REDOG Zentralvorstand und in den Rotkreuzrat. Heute trainiert Benjamin Tissot-Daguette Fantasio, seinen zweiten Hund. Auch er ein Labrador. Diode ist in Pension, denn auch Hunde kennen ein Pensionsalter und dürfen sich ab dem zehnten Jahr von der anspruchsvollen Arbeit ausruhen.

Was sind die Aufgaben des Rotkreuzrates?

Benjamin Tissot-Daguette
Der Rotkreuzrat hat die Vertretung des Schweizerischen Roten Kreuzes zur Aufgabe sowie die Überwachung der Geschäftsstelle. Wir nehmen die Entscheidungen der Direktion gemäss ihres Mandates zur Kenntnis oder stellen allenfalls Fragen. Ein weiteres Aufgabenfeld sind strategische Diskussionen. Im Moment steht die neue Strategie des Schweizerischen Roten Kreuzes regelmässig auf der Traktandenliste. Zusätzlich übernehmen wir Aufgaben in diversen Ausschüssen.

 

Welches sind Ihre speziellen Themen?

Benjamin Tissot-Daguette
Ich habe einen Sitz im Ausschuss «Finanz und Personal» und bin gerade zu Anfang Jahr bis über beide Ohren mit der Prüfung der Buchhaltung und des Budgets beschäftigt. Zudem sitze ich im «Fonds Gesundheit» der Lindenhofstiftung.

Die Stiftung Lindenhof verteilt ungefähr drei Millionen Franken per Jahr. Die eine Hälfte fliesst in das Ambulatorium für Folter- und Kriegsopfer des Schweizerischen Roten Kreuzes. Die andere Hälfte kommt verschiedenen Projekten des Rotkreuzrates, des Schweizerischen Roten Kreuzes, den Kantonalverbänden, den Rettungsorganisationen des Roten Kreuzes oder weiteren Institutionen zugute. Die Mitglieder dieses Ausschusses beurteilen alle Projekte und entscheiden, welche Projekte finanziert werden.

Die Lindenhofstiftung finanzierte zum Beispiel die neuen Geräte der Technischen Ortung Verschüttetensuche.

Film

Benjamin Tissot-Daguette und Mireille Tissot-Daguette sind ein Paar. Und zusammen bei REDOG engagiert. Mireille Tissot-Daguette ist mit Nash, einem Labrador/Retriever, in der Verschüttetensuche aktiv. Gemeinsam setzen sie sich auch im Vorstand der REDOG Regionalgruppe Waadt-Neuenburg-Freiburg-Jura ein.

Wie profitiert REDOG von Ihrem Einsatz im Rotkreuzrat? Und wie können REDOG Mitglieder mit Anliegen an Sie gelangen?

Benjamin Tissot-Daguette
Die Mitglieder des Rotkreuzrates haben nicht das Mandat, direkt ihre Organisation, sei es eine Rettungsorganisation, ein Kantonalverband oder eine Institution, zu vertreten. Wir repräsentieren das ganze Schweizerische Rote Kreuz. Allerdings ist es wichtig, dass die Rettungsorganisationen im Rotkreuzrat über eine Stimme verfügen. Mit meinem Kollege Ruedi Schwab (RettungsschwimmerInnen) und meiner Kollegin Ursula Forer (Schweizerischer Samariterverband) stellen wir sicher, dass dies der Fall ist.

Obwohl REDOG und die anderen Rettungsorganisationen für das Schweizerische Rote Kreuz sehr wichtig sind, da sie viele Freiwilligenstunden leisten, sind ihre Aktivitäten angesichts der ganzen Rotkreuzarbeit nur ein kleiner Teil. Es ist deshalb notwendig, unseren Alltag und unsere Bedürfnisse in Erinnerung zu rufen. Dass REDOG Mitglied des Schweizerischen Roten Kreuzes ist, ist sehr wichtig und ermöglicht uns den Zugang zu verschiedenen Fonds und GeldgeberInnen sowie zum ganzen Netzwerk des Roten Kreuzes mit Infrastruktur und Personal.

 

Es ist wichtig, dass die Rettungsorganisationen über eine Stimme im Rotkreuzrat verfügen.

Benjamin Tissot-Daguette

Sie sind auch im Vorstand von REDOG. Gibt es Synergien?

Benjamin Tissot-Daguette
Ja, denn einige Aktivitäten des Schweizerischen Roten Kreuzes sind sehr eng mit REDOG gebunden. Dieser «doppelte Hut» ist nützlich, um die Verbindung der Rotkreuz-Rettungsorganisationen untereinander zu stärken. Denn so können wir mit einer Stimme in der Rotkreuz-Familie auftreten.

 

Das Schweizerische Rote Kreuz erarbeitet eine neue Strategie 2030. Wo steht REDOG 2030?

Benjamin Tissot-Daguette
Der grundsätzliche Auftrag und die aktuelle Strategie von REDOG sind im Moment klar. Es ist keine Revolution zu erwarten. Jedoch beobachtet der Zentralvorstand aufmerksam mögliche (Umwelt-)Entwicklungen, die unsere Aktivitäten in die nächsten 10 Jahren beeinflussen könnten.

Die neue Strategie 2030 sieht vor, dass jede Mitgliedsorganisation einen Vertrag mit der Geschäftsstelle des Schweizerischen Roten Kreuzes abschliesst, der die Rollen beider Seiten klar definiert. REDOG hat hier bereits die Nase vorn: Wir haben bereits einen Mandatsvertrag mit dem Roten Kreuz.

 

Wenn das Schweizerische Rote Kreuz ein Hund wäre, welcher wäre es?

> Benjamin Tissot-Daguette
Sicher ein Labrador. Denn Labis sind engagiert, vertrauenswürdig und immer hilfsbereit. Aber ich bin fraglos nicht unparteiisch. (lacht)

> Benjamin Tissot-Daguettes Wahl in den REDOG Zentralvorstand

> Einsatz in Nepal