Ich bin Leejay – und ich will Rettungshund werden

Ob ich der typische Suchhund bin? Nun, ich habe die berühmte Hundenase. Das heisst, 200 Millionen Riechzellen. Das ist viel, ja, 40 Mal mehr als bei Marianne. Doch dies allein bringt mich noch nicht auf die Fährte von einem Menschen, der sich verlaufen hat. Ich muss das Suchen lernen – Marianne übrigens auch. Und wenn ich gross bin und alle Prüfungen bestanden habe, bin ich ein richtiger Rettungshund.

Ich nehme Euch hier mit auf die lange Reise.

2. November 2017

 


Ich komme aus Südengland, genauer gesagt aus West Down in Devon. Hier habe ich Marianne kennen und lieben gelernt. Mit ihr bin ich im Auto nach Birmingham gefahren und von da in die Schweiz geflogen. Marianne war die ganze Zeit bei mir.

8. November 2017

Nach der langen Reise bin ich nun endlich in Belp, meiner neuen Heimat, angekommen. Fiebi, meine grosse Schwester, hat mich herzlich aufgenommen. Ein Golden Retriever, wie ich. Sie will auch Rettungshund werden.

Leejay

Ich war beim ersten Training. Und bin grad erst mal fünf Monate alt. Draussen im Wald. Marianne und ich müssen regelmässig üben, damit wir ein gutes Team werden. Damit hab ich kein Problem. Ich liebe es, draussen zu sein, zu rennen und wieder zu Marianne zurückzuspringen, wenn sie ruft. Im Wald waren viele fröhliche Leute und die haben sich sehr gefreut, wenn ich zu ihnen gerannt bin. Es hat Spass gemacht.

12. November 2017

 

Information

Was braucht ein Hund, um Suchhund zu werden? Nun, in erster Linie sollte er gern suchen. Und eine ausgeprägte Lauffreude und Ausdauer haben.

Was brauchen Sie, um einen Suchhund auszubilden? Viel Zeit und Engagement. Sie arbeiten gern im Team und haben ein hohes Verantwortungs- und Sicherheitsbewusstsein. REDOG ist zwar eine Freiwilligenorganisation, unsere Arbeit erfordert jedoch hohe Fachkomptenz und grosse Flexibilität.

Im Bereich "Ausbildung" finden Sie in unserem FAQ einen ersten Überblick über die Ausbildung in den verschiedenen Sparten. Detaillierte Auskünfte erhalten Sie bei den Verantwortlichen der Regionalgruppen.

 

Heute habe ich eine Kenndecke bekommen. Marianne sagt, die trage ich dann bei der Arbeit. Tragen mag ich die Decke aber noch nicht. Ich muss mich erst daran gewöhnen. Aber schöne Farben hat sie, orange und schwarz. Und bunte Lichter. Die sind für die Suche in der Nacht.

2. Dezember 2017

 

 

Auch an Weihnachten mache ich keine Pause. Das Arbeiten mit Marianne macht mir derart Spass, da kann ich einfach keine Pause machen. Wenn ich Marianne das rote Futter-Dummy bringe, dann freut sie sich unglaublich. Das macht auch mir Freude, sie so glücklich zu sehen. Es ist jedes Mal wie Weihnachten, obwohl ich eigentlich gar noch nicht richtig weiss, was Weihnachten ist. Und das Schönste: Bei Marianne bekomme ich immer etwas zum Schlecken. Fragt sich, wer hier wen erzieht. Ich komme nur zurück, wenn ich ein Goodie bekomme ;-) Ich wünsche Euch allen viele Futter-Dummies unter dem Weihnachtsbaum.

19. Dezember 2017

 

Marianne sagt, ich sei gewachsen. Wahrscheinlich ist das so, ich bin beinahe gleich gross wie meine Schwester Fiebi. Ganz cool ist das weisse Zeugs, dass überall rumliegt. Da kann man richtig gut spielen. Aber da ich ein richtiger Rettungshund werden möchte, lasse ich mich nur noch selten von den weissen Flocken ablenken. Mittlerweile stört mich auch die Kenndecke nicht mehr. Aber das Teil hält einen ja auch nicht wirklich warm. Marianne sagt, ich muss sie tragen, damit die Leute sehen, dass ich arbeite. Komische Leute, das müssten die doch auch so merken? Aber ich sehe wenigstens cool aus darin.

13. Februar 2018

 

Endlich wird's wieder Frühling. Woran ich das merke? Unsere Trainings haben wieder begonnen, unsere offiziellen. Denn auch auf unseren ganz normalen Spaziergängen macht Marianne ganz lustige Sachen mit mir. Sie läuft zum Beispiel ganz langsam und ich muss immer genau den Moment abpassen, um zwischen ihre Beine hindurch zu huschen. Slalom nennt sie das. Oder bevor ich meinen Futternapf leeren darf, klatschen wir uns in die Hände. Five up?

anfangs März 2018

Heute haben wir ein lustiges Spiel gespielt. Annatina, unsere Lehrerin, hat mir einen Rucksack gezeigt und ihn dann am Ende der Wiese hingelegt. Mit irgendeinem Ding obendrauf. Marianne hat mich dann mit ihrer Hand in die Richtung des Rucksacks "geschickt". War mir ja schon klar, dass ich dorthin rennen soll. Schnurstracks bin ich zum Rucksack und habe das "Ding" geschnappt. Ist ja auch viel leichter als den ganzen Rucksack heranzuschleppen. Bringsel nennt Marianne das "Ding".  Dann hat sie "Zeig mir" gesagt und mich tatsächlich nochmals zu dem Rucksack geschickt. Sie kam auch mit, aber ich musste ganz schön Wedeln... Marianne ist nicht die schnellste.

18. März 2018

 

Das Bringsel

Das Bringsel, ein etwa zehn Zentimeter langes Nylongeflecht, trägt der Hund an seinem Halsband. Es ist das wichtigste Kommunikationsmittel zwischen Suchhund und Führerin.

Hat der Hund nach der Suche bei der Rückkehr sein Bringsel im Maul, zeigt er damit, dass er etwas gefunden hat. Das kann ein Mensch sein, der am Boden liegt, aber auch ein einsamer Rucksack oder eine verlorene Jacke. Auf jeden Fall etwas, das nicht in die Umgebung passt. Spaziergängerinnen oder Wanderer, die ihres Weges gehen, beachtet der Suchhund nicht. Weil der Hund selbstständig in bis zu 80 Metern Entfernung die Sucharbeit ausführt, ist das Bringsel ein kluges Kommunikationsmittel.

Ich darf schon viel weiter in den Wald hineinrennen und muss nicht immer auf Marianne warten. Aber ich gehe nicht zu weit. Wenn sie ruft, renne ich sofort zu ihr zurück. Gell, das mach ich gut? Marianne spricht mit mir und meistens bekomme ich ein Leckerli. Dann darf ich wieder losrennen. Seit neuestem habe ich so ein Bringsel am Hals hängen. Wenn ich meinen Kopf wende, kann ich es ins Maul nehmen.

25. März 2018

 

Marianne ist total aus dem Häuschen. Sie hat Tränen in den Augen und streicht mir immer wieder über den Kopf und küsst mich. "Der schönste Moment...", sagt sie im folgenden Film. Ja, ich bin nun ein Filmstar, das könnt Ihr grad selber sehen.

7. April 2018

Zum ersten Mal habe ich auswärts übernachtet. Nicht irgendwo, sondern in den Flumserbergen mit vielen anderen Hundeteams aus der ganzen Schweiz. Ach, war das herrlich, über die Wiesen zu rennen. Weniger lustig war es, als mich Marianne zwischendurch anband und ich warten und still sein musste. Plötzlich war Marianne dann ganz weg. Ich habe gelernt, die Welt geht nicht unter, wenn ich sie mal nicht sehe. Darum bin ich ganz ruhig geblieben. Ich weiss, dass sie wiederkommt.

14. Juni 2018

 

Heute Morgen waren alle ganz nervös. Das habe ich sofort gespürt. Marianne schlich herum, ging immer wieder in den Garten und ich durfte nicht mit hinaus. Plötzlich ging die Tür auf und ich nutzte natürlich die Gelegenheit, nach Draussen zu huschen. Und... wau... lecker... ich habe geschlemmt. Und alle haben gelacht.

13. Juli 2018

Wuff... supertoll. Fiebi ist Rettungshündin und kann von nun an in Sucheinsätze nach vermissten Menschen gehen. Sie hat die Prüfung bestanden. Zwei Tage wurde sie auf Herz und Nieren im schönen Vallée de Joux geprüft. Gratulation Fiebi und Marianne. Ja, Fiebis Hundeführerin heisst auch Marianne.

7. Oktober 2018

 

 

Wir, Fiebi und ich und die beiden Marianne, leben übrigens noch mit ganz vielen Vierbeinern hier in der Belpau zusammen. Da sind die beiden Geissen Deby und Tamy. Die fünf Katzen Fienchen, Oona und Noaa sowie die älteren Tigerbrüder Charly und Roli. 11 Hasen Emil, Silly, Fly und Piccolino, Lina, Max und Moritz, Nino und Nina, Floh und Peppino. Die 6  Meerschweinchen Whoopy, Flitzer, Ali und Baba, Mona und Lisa. Und dann haben wir noch zwei Schildkröten aufgenommen. Ravioli und Isidor.

Heute war das letzte Training vor der Winterpause. Wobei ich und Marianne ja nie Pause machen. Irgendwie war das ein ganz spezielles Training. Marianne musste immer wieder auf ein Gerät schauen, das sie in der Hand trug. Ihr GPS. Sie hatte einen genauen Plan im Kopf, wo wir hingehen. Da musste ich gehorchen und durfte nicht irgendwo in den Wald hineinflitzen. Ich glaub, im nächsten Frühling darf ich meinen ersten Eignungstest machen. Ich bin parat.... Marianne auch? Ich habe jedenfalls ganz viele Dinge im Wald gefunden. Zwei Rucksäcke und einen Menschen, der am Boden lag.

18. November 2018

Das ist Nugget, er hat auch einmal hier gewohnt. Er war Mariannes erstes Goldstück. Er hat ihr in einer ganz ganz schwierigen Lebensphase geholfen. Lest hier seine

Geschichte

Im Februar 2019

Heute habe ich gesucht und gesucht und gesucht. In einem grossen Wald. Gefunden habe ich auch. Und am Abend war Marianne mega stolz und ich bekam ganz viele Leckerli. Ich habe meinen ersten Eignungstest bestanden. Wenn ich zwei bestehe, darf ich an die Einsatzprüfung und werde Rettungshund wie meine grosse Schwester Fiebi. Marianne meint aber, sie brauche noch ein bisschen Zeit, im Herbst sei sie noch nicht so weit. Immer wartet man auf diese Zweibeiner...

16. März 2019

Wir waren heute wieder im Wald, eigentlich wie immer. Und trotzdem anders. Ich habe das gespürt, denn Marianne war anders als sonst. Ganz aufgeregt. Ich habe einen Rucksack gefunden, einen Menschen, der da einfach so im Wald lag. Und das glückliche Lächeln im Gesicht von Marianne sagt mir, dass wir etwas total richtig gemacht haben. Aber noch sind wir nicht einsatzfähig. Die grosse Prüfung kommt im Herbst. Ich bin bereit. Aber jetzt will ich einfach schlafen...

Mai 2021

Gratulation zum SAR-Test

Erinnert Ihr Euch noch daran, wie Leejay, gerade mal vier Monate alt, aus Südengland nach Belp bei Bern kam? Das war im November 2017. Noch im gleichen Monat hatte er sein erstes Training, um Rettungshunde zu werden. Bald schon, wenn alles gut geht, tritt er zur Einsatzprüfung an.

Eine wichtige Etappe zu diesem Ziel hat seine Hundeführerin Marianne Heinlein heute erreicht: Sie ist zertifizierte Search & Rescue Helferin. Die SAR-HelferInnen sind unerlässlich, wenn ein Hundeteam im Einsatz ist. Sie sind geschult in der Orientierung, in alpinen Techniken, sichern das Gelände und leisten Erste Hilfe bei der vermissten Person.

Juni 2021