Erdbeben in Japan: REDOG im Einsatz

Einsatz-Journal Tag für Tag.

Freitag, 11. März 2011: Die Verschüttetensuchhunde-Teams von REDOG sind in Bereitschaft versetzt worden, um bei einem allfälligen Einsatz im Erdbebengebiet in Japan raschmöglichst im Rahmen der Humanitären Hilfe der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit DEZA in das Katastrophengebiet abreisen zu können.

Samstag, 12. März 2011: 25 Expert:innen des Schweizer Search-Teams der Humanitären Hilfe der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (davon 15 REDOG Mitglieder) und neun REDOG Suchhunde werden nach einem offiziellen Hilfsgesuch der japanischen Regierung in den Nordosten Japans entsandt. Gemäss Information der DEZA ist kein Einsatz in den Regionen der gefährdeten Kernkraftwerke vorgesehen. Die Lage werde in engem Kontakt mit der Schweizer Botschaft in Tokio geprüft und regelmässig neu beurteilt. Unter den Rettungskräften der DEZA befindet sich ein Strahlenexperte.

  • Hornisberger Linda, Chief Search
  • Bosshard Ernst, Head Search
  • Kälin Mirjam
  • Grand Gerd G.
  • Lo Russo Brigitte
  • Affolter Denise, Head Search
  • Schorer Gaby
  • Tulinski Marina
  • Pointet Didier
  • Maurer Bruno, Head Search
  • Wirz Frank
  • Zumbühl Conny
  • Roth Nicole
  • Caprez Walter, Technical Search
  • Zbinden Gaspard, Technical Search

Sonntag, 13. März 2011: Ankunft in Tokio, Weiterfahrt mit zwei durch die Botschaft organisierten Busse nach Tome. Tome ist eine Stadt in der Präfektur Miyagi auf Honshu, der Hauptinsel von Japan, welche der Schweizer Equipe durch die japanischen Behörden zugewiesen wird. Ankunft in der Nacht auf Montag, Aufbau des Camps auf dem Sportfeld Minamikata, parallel dazu Kontaktaufnahme mit den lokal für die Hilfsarbeiten zuständigen Stellen (Feuerwehr). Kurz darauf Ankunft des deutschen technischen Hilfswerkes THW, mit welchem das Camp gemeinsam betrieben wird.

In der Nacht fallen die Temperaturen nach Angaben aus Tome auf minus 3 bis minus 4 Grad Celsius. Die Rettungskräfte schlafen in Zelten, die sie an Ort eingekauft haben. Die Verpflegung und Versorgung wird durch die DEZA, das THW und von lokalen Geschäften sichergestellt. Die gesamte Stadt, die vom Erdbeben und Tsunami stark getroffen wurde, ist ohne Strom.

Die Rettungsarbeiten werden durch die Gefahr von Nachbeben, weiteren Tsunamis und die unklare Situation der AKWs stark beeinträchtigt und verzögert. Die Equipen  müssen offenbar die Wege zu den Schadenplätzen zu Fuss zurücklegen.

Eine Evakuation aus dem Katastrophengebiet sei jederzeit möglich, heisst es seitens der Einsatzkräfte, sollte sich die Sicherheitslage verschlechtern. Die Evakuation würde möglicherweise – so der Informationsstand der Rettungskräfte – durch US-Militärhubschrauber ausgeführt.

Montag, 14. März 2011: Erster Versuch, auf den Schadensplatz in Minamisanriku zu gelangen. Dieser muss abgebrochen werden, da nach einem weiteren Erdbeben ein Tsunami-Alarm ausgelöst wird. Auch die lokalen Hilfskräfte ziehen sich an diesem Tag zurück.

Dienstag, 15. März 2011: Am Nachmittag arbeiten die Schweizer Helfer:innen mit allen drei Teams auf einem Schadenplatz in der Hafenstadt Minamisanriku, 21km östlich von Tome, wo die enorme Wucht des Tsunami zu einer verheerende Zerstörung geführt hatte. Die japanische Feuerwehr teilt dafür einen Abschnitt zu. Nach lokalen Angaben reichte die anfänglich 6m hohe Welle bis 2,5km ins Landesinnere. Die REDOG-Crew arbeitet mit Teams aus Australien und Neuseeland zusammen. Die Arbeitsbedingungen und die Logistik sind anspruchsvoll, dies umso mehr, als es in der Zwischenzeit zu schneien begonnen hat. Die Equipe schläft im Bus. Gleichwohl sei die Moral gut, heisst es aus dem Einsatzgebiet.

Es gibt zwei Ortungen.

Toni Frisch, Delegierter für humanitäre Hilfe und Chef des Schweizerischen Korps für Humanitäre Hilfe (SKH), gibt am Dienstag Abend in einer Sondersendung des Schweizer Fernsehens bekannt, dass ein Mitglied der Schweizer Rettungskräfte hospitalisiert wurde. Die Gründe für diese Hospitalisierung sind gesundheitlicher Natur und weder auf einen Unfall noch auf Ursachen zurückzuführen, die mit der erhöhten Strahlung in der Nähe der weiter südlich gelegenen Atomanlagen in Zusammenhang stehen. Am Einsatzort des Search-Teams in der Umgebung der nordjapanischen Stadt Tome wird weiterhin keine erhöhte Strahlung gemessen.

Mittwoch, 16. März 2011: In der Nacht beginnt es zu schneien, dennoch gehen die Retter:innen nochmals ins Einsatzgebiet. Die Hunde machten eine weitere Ortung, auch diese Stelle wird den lokalen Behörden gemeldet. Aufgrund der widrigen Witterungsbedingungen muss die Arbeit unterbrochen werden. Die Wetterprognosen für die kommenden Tage bleiben schlecht. Verschiebung mit dem Bus nach Misawa.

Die Regierung von Japan äussert sich dankbar für den Schweizer Einsatz.

Donnerstag, 17. März 2011: Gemäss telefonischem Kontakt geht es dem hospitalisierten Team-Mitglied den Umständen entsprechend gut. Die Person befindet sich in einem Spital in der Nähe. Die Strahlenschutzexperten haben ihre Messungen fortgesetzt. Es ist keine Strahlenbelastung festgestellt worden.

Freitag, 18. März 2011: Am späten Abend japanischer Zeit erfolgt der Abflug in Richtung Manchester.

Samstag, 19. März 2011: Das Search-Team von REDOG, das im Rahmen der humanitären Hilfe der Schweiz mit dem Schweizerischen Katastrophehilfe-Corps in Japan im Einsatz stand, ist am Samstag Abend, 19. März 2011 in Zürich-Kloten gelandet. Die Retter:innen und ihre Hunde sind sichtlich von der langen Reise und dem Einsatz unter widrigen Umständen gezeichnet, aber glücklich, einen Beitrag zur Hilfe der Schweiz geleistet haben zu können. Zahlreiche Angehörige und Mitglieder von REDOG sind zur Begrüssung ins Rega-Center gereist.

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