Neun Jahre nach Gondo – der Chef Krisenstab blickt zurück

Am 13. Oktober jährt sich erneut die grosse Flutkatastrophe in der Walliser Gemeinde Gondo. Roland Squaratti, Gemeindepräsident und Krisenstabschef, blickt auf die Ereignisse von damals zurück.

Eigentlich begann alles am Freitag, dem Dreizehnten. Es war Vollmond. Einem verregneten Sommer folgte ein nasser Herbst. Aufgrund eines anhaltenden Genua-Tiefs wurde die Südseite des Simplons ab dem 12. Oktober 2000 mit sintflutartigen Regenfällen richtiggehend eingedeckt. Am Freitag, dem 13. Oktober 2000 um 19.00 Uhr löste der Feuerwehrkommandant von Gondo Hochwasseralarm aus. Acht Feuerwehrleute, darunter auch Tscherrig Roger, folgten diesem Aufgebot. Roger war REDOG-Hundeführer und Leutnant der Feuerwehr von Gondo. Zusammen mit dem Gemeindepräsidenten hielt er am Samstag, von 02.00 Uhr bis 05.00 Uhr am Ufer der Doveria Hochwasserwache. Im Verlaufe des Vormittags verschärfte sich die Lage zusehends. Der Dorfteil am Ufer der Doveria wurde gegen 08.00 Uhr evakuiert und die Personen in der Zivilschutzanlage einquartiert. Gegen 10.30 Uhr ging Roger Tscherrig zu seiner Mutter, welche neben dem Stockalperturm wohnte. Eine Viertelstunde später, wurde das Haus zusammen mit Roger, seiner Mutter, seiner Frau und seiner Schwester und deren Ehemann weggerissen.

Bereits um 12.30 Uhr traf in Gondo der erste Rettungsflug der Air-Zermatt ein. Neben den ersten Rettern befand sich auch der Kantonsgeologe im Helikopter. Nachdem dieser die Situation beurteilt hatte, wurde die Evakuation der Bevölkerung von Gondo eingeleitet. Bereits im zweiten Anflug wurden drei Hundeführer der REDOG mit ihren Hunden in Gondo abgesetzt. Bei nach wie vor sintflutartigen Regenfällen  standen die Tiere und ihre Führer während Tagen in Gondo im Einsatz. Leider war ihnen der Erfolg, jemanden noch lebend zu finden, verwehrt. Alle 11 georteten Personen wurden durch den Murgang dermassen schwer verletzt, dass diese sofort den Tod fanden. Darunter auch Roger Tscherrig, wohnhaft in Gondo und seine Angehörigen. Zwei weitere Personen, meine Brüder Gabriel und Hermann, beides Feuerwehrleute, wurden bis heute nicht gefunden und gelten nach wie vor als vermisst. Eindrücklich war auch die Teilnahme der REDOG-Hundeführer an der Beerdigung ihres Kameraden Roger in Simplon-Dorf.

Die Hundeführer der REDOG haben sich hervorragend ins Team der Bergrettung und der Armee eingefügt und diese bei der Suche nach den vermissten Personen optimal unterstützt und ergänzt. Trotz enormer physischer und psychischer Belastung erfüllten sie ihre Aufgabe zur vollsten Zufriedenheit der Einsatzleiter in Gondo.

Roland Squaratti
Gemeindepräsident und
Krisenstabschef Unwetter Gondo